Hidden Views: Spurensuche – Orte der Erinnerung
Auf der Suche nach besonderen Orten in Stuttgart und Umgebung stieß ich auf Stätten, deren Bedeutung und Geschichte wir nicht vergessen sollten – die wir aber in unserem ‚Stuttgarter Alltag‘ eigentlich nicht (mehr?) wahrnehmen. „Orte der Erinnerung“ ist eine kleine ‚Spurensuche wider das Vergessen' geworden, ein deutliches, mahnendes Zeichen der Erinnerung an das wahrscheinlich größte Verbrechen der Menschheit.
Mahnmal Engelbergtunnel, Leonberg
Während des Zweiten Weltkriegs diente der Engelbergtunnel in Leonberg ab 1944 als Fabrik der Messerschmitt AG. Aus dem KZ Natzweiler-Struthof im Elsass wurden ca. 3.000 Häftlinge nach Leonberg deportiert, wo sie unter menschenverachtenden Arbeitsbedinungen Flugzeugtragflächen montierten. Dabei kamen 374 Zwangsarbeiter ums Leben. Kurz vor Kriegsende wurden die Maschinen demontiert und die Röhren gesprengt. Von den Überlebenden kamen die meisten beim Todesmarsch in Richtung Bayern um. Heute erinnert ein Mahnmal an diese Opfer: eine Stahlwand, in die die Namen der Opfer mit Laser eingeschniten sind.
www.kz-gedenkstaette-leonberg.de
Gebotstafeln in der Synagoge, Stuttgart
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge in der Hospitalstraße von den Nazis in Brand gesteckt. Die Feuerwehr beschränkte sich auf einen Schutz der Nachbargebäude, die Synagoge musste wenige Tage später komplett abgerissen werden. Diese gefährlichen Abrissarbeiten mussten fünfzehn Juden verrichteten, die man aus Konzentrationslagern geholt hatte. Die Abbruchsteine der Synagoge wurden an Weingärtner zum Bau von Weinbergmauern verkauft – den Erlös strich die Gestapo ein. Von der Synagoge blieben nur die Gebotstafeln und das Gefallenendenkmal vom Ersten Weltkrieg erhalten, die in der 1952 neu erbauten Synagoge wieder aufgestellt wurden.
www.alemannia-judaica.de/stuttgart_synagoge_n.htm
Zeichen der Erinnerung
In Stuttgart wurden Tausende von Menschen jüdischen Glaubens vom Stuttgarter Nordbahnhof in die Konzentrationslager Riga, Izbica, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. Nur wenige überlebten. Die Spuren dieses grauenhaften Geschehens – die Gleise, die Schwellen und die Prellböcke – sind noch vorhanden. Der Ort wurde als Gedenkstätte ZEICHEN DER ERINNERUNG gestaltet. Sie soll ein Zeichen der Hoffnung sein auf eine Welt ohne Gewalt, ein Zeichen der Zuversicht, der Toleranz und des Friedens.