Die Fotografien von Lilli Zucker spiegeln das Ergebnis einer Suche, die eigentlich keine ist. Eher ein Finden, wie es Picasso einmal formuliert hat. Das Ergebnis einer körperlich spürbaren Inspiration, ausgelöst durch Situationen, Farben, Menschen, Lichter, Klänge, Formen. Fotografie, das ist für Lilli Zucker „wie eine Reise zu völlig unbekannten Orten, an denen man plötzlich dass Gefühl hat, niemals irgendwo anders gewesen zu sein“. Entsprechend strukturiert sich ihr Arbeitsprozess: Sie nimmt die Kamera, öffnet ganz bewusst die Augen – und begegnet ihren Bildern. Bilder, die stets versuchen, das Wesentliche neu zu erfassen und damit überhaupt erst erfahrbar zu machen. Dazu ist ihr jedes visuelle Gestaltungsmittel recht. Deswegen will sie nicht in eine optische Schublade, eine Stilgeschichte passen. Lilli Zucker sagt: „Ich versuche den Motiven zu geben, was sie verlangen. Irgendwann fühlt man, dass es richtig ist, dass es gelingt, das Motiv angemessen in die Fotografie zu übertragen“. So experimentell dieses Vorgehen auch klingt, so durchdacht sind doch die Arrangements. Vielleicht liegt es am Studium der Kunstgeschichte, dass ihre Fotografien selten auskommen ohne die Hintergedanken an Licht, Komposition, Verhältnismaß, visuelle Strategie. Was bedeutet Fotografieren für Dich?, frage ich sie. Sie antwortet: „Nichts. Oder Alles“. So gegensätzlich sind auch Ihre Bilder.